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Zuchtuntersuchungen

VDH-Fitnesstest

VDH-Fitnesstest

Was ist der VDH-Fitnesstest und für welche Rassen ist er gedacht?

Der VDH-Fitnesstest dient dazu, brachycephale Rassen ("Kurznasen") auf das Vorliegen von BOAS (Brachycephales Obstruktives Atemwegssyndrom) zu untersuchen*. Durch die Standardisierung des Ablaufes (festgelegte Raumtemperatur, Laufband, Dokumentation der Herzfrequenz usw.) ist er deutlich objektiver als beispielsweise der "Mopstest". Er ist für Affenpinscher, Belgischen Griffon, Boston Terrier, Brabanter Griffon, Brüsseler griffon, Englische Bulldogge, Französische Bulldogge, Japanischen Chin, Mops und Pikinese zugelassen. Der VDH rät aktuell angeschlossenen Vereinender betroffenen Rassen, den Test in die Zuchtordnung aufzunehmen. Der Test wird voraussichtlich ab Herbst 2023 als Voraussetzung für die Ausstellungsteilnahme gelten.

* Informationen zu BOAS finden Sie unter dem Punkt " Mein Hund ist durch den Fitnesstest gefallen..."

Welche Hunde dürfen nicht teilnehmen?

Im Vorfeld gelten folgende Ausschlusskriterien

  1. Alter unter 12 Monate (es gibt eine Sonderregelung für Hunde ab einem Alter von 11 Monaten, wenn innerhalb der nächsten 4 Wochen eine Ausstellung geplant ist)
  2. Lahmheit
  3. Operative Eingriffe auf Grund von BOAS
  4. Hinweise auf Allgemeinerkrankungen, die das Ergebnis des Tests beeinflussen können
  5. Nicht abgeklärte, mittel- bis hochgradige Herzgeräusche
  6. Anzeichen von Dyspnoe (Atemnot) bereits zu Beginn

Was muss ich mitbringen?

Mitzubringen sind ein gutsitzendes Geschirr, Leckerli oder Lieblingsspielzeug als Animation auf dem Laufband, sowie natürlich die Papiere (Zuchtbuchnummer).

Wie läuft der Fitnesstest ab und wieviel Zeit muss ich einplanen?

Auch wenn der eigentliche Fitnesstest nur eine gute Viertelstunde in Anspruch nimmt, sollten  insgesamt 1,5 Stunden eingeplant werden.

Zuerst erfolgen die Voruntersuchung und das Anlegen des Brustgurtes, mit dem die Herzfrequenz überwacht wird (circa 15 min):

1. Identifikation: Chip (ggf. Zuchtbuchnummer)
2. Allgemeine Untersuchung durch den Tierarzt mit Fokus auf:

  • Herz-Kreislaufsystem – Herzgeräusche?
  • Atemgeräusche: larnyngeale Auskultation – Dokumentation der Atemgeräusche in Ruhe
  • Körpertemperatur (rektal)
  • sichtbare Lahmheiten

3. Anlegen von Brustgurt mit Pulsmesssensor.

Als nächstes erfolgt die Eingewöhnungsphase auf dem Laufband (circa 10 min), die zunächst ein mehrfaches Durchgehen folgenden Ablaufs beinhaltet:

  • Betreten des Laufbandes
  • langsamer Start des Laufbandes
  • Ermittlung einer individuellen Trabgeschwindigkeit (circa 3-7 km/h)
  • gleichmäßiges, lockeres Traben

Im Rahmen der Eingewöhnung beträgt die Durchlaufdauer ca. 45 Sekunden bis 1 Minute in gewählter Geschwindigkeit (Trab!). Diese läuft der Hund dann auch später im Test.

Vor dem eigentlichen Test hat der Hund dann noch einmal 15 min Pause.

Dann startet der eigentliche Belastungstest auf dem Laufband  (17 min):

5 min Belastung (lockerer Trab)
1 min PauseDokumentation von:
Atemgeräuschen (abhören), Herzfrequenz,
inspiratorischer Aufwand/Dyspnoe/Zyanose
5 min Belastung (lockerer Trab)
1 min PauseDokumentation von:
Atemgeräuschen (abhören), Herzfrequenz,
inspiratorischer Aufwand/Dyspnoe/Zyanose
5 min Belastung (lockerer Trab)
TestendeDokumentation von:
Atemgeräuschen (abhören), Herzfrequenz,
inspiratorischer Aufwand/Dyspno/Zyanose

Abbruchkriterien während des Tests sind:

  • Pulsfrequenz >220
  • Anzeichen von Dyspnoe (Atemnot)
  • Zyanose (Sauerstoffmangel, der sich durch bläulich verfärbte Schleimhäute zeigt)
  • übersteigertes Angstverhalten
  • gezielt aggressives Verhalten

Nach dem Test erfolgt eine bis zu 15minütige Erholungsphase. Hierbei ist zu beachten:

  • kein Spielen
  • möglichst keine Interaktion mit anderen Hunden
  • Wasser kann angeboten werden
  • es erfolgen auch hier regelmäßige Messungen von Herz- und Atemfrequenz sowie der Körpertemperatur (HF, AF, KT)

Sobald HF und AF in den Ruhebereich (Ausgangswert + maximal 10 % Toleranz) und die KT in den physiologischen Bereich zurückgekehrt sind, kann der Test beendet werden. Die Testergebnisse werden dokumentiert.

Zuletzt wird der VDH-Testbogen  mit folgenden Angaben ausgefüllt:

  • Name/Chip/Zuchtbuchnummer
  • gelaufene Geschwindigkeit in km/h
  • gelaufene Zeit in min
  • Anzeichen eingeschränkter Belastbarkeit
  • Atemgeräusche: hörbar/nicht hörbar; mit/ohne Stethoskop hörbar vor/während/nach Belastung
  • Erholungszeit: schnell/eingeschränkt, nach X Minuten

Wann gilt der Test als „nicht bestanden“?

Nicht-Bestanden ist der Test,

  • wenn dieser vorzeitig abgebrochen werden muss. Abbruchgründe sind: Pulsfrequenz >220, Anzeichen von Dyspnoe (Atemnot), Zyanose (Sauerstoffmangel, der sich durch bläulich verfärbte Schleimhäute zeigt), übersteigertes Angstverhalten oder gezielt aggressives Verhalten. Auch Synkopen (plötzliches „Umfallen“ durch kurzzeitigen Bewusstseinsverlust) führen natürlich zu einem sofortigen Testabbruch.
  • wenn vor, während oder nach Belastung folgende Atemgeräusche auftreten: ein Stridor oder ein durchgehender mittelgradiger Stertor oder ein hochgradiger Stertor. Die Bestimmung der Atemgeräusche erfolgt dabei durch pharyngolaryngeale Auskultation. Durch eine ausreichende Eingewöhnung und eine ruhige Umgebung werden aufregungsbedingte Atemgeräusche vermieden. Unter Stertor wird ein tiefes „schnarchendes“ Atemgeräusch verstanden. Stridor bezeichnet ein hochfrequentes „sägendes“ Atemgeräusch. Als mittelgradig werden Atemgeräusche bezeichnet, die ohne Stethoskop hörbar sind. Als hochgradig laute, durchgehend hörbare Atemgeräusche.
  • wenn innerhalb der Erholungsphase die Herz- und Atemfrequenz nicht wieder auf die Ausgangswerte (Toleranz +10%) zurückgehen und/oder die Körpertemperatur in dieser Zeit nicht wieder einen physiologischen Bereich erreicht.

Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Die Kosten für den Fitnesstest belaufen sich auf knapp 400 Euro (inkl. MwSt).

Ich bin unsicher, ob mein Hund mit der Situation/mit dem Laufen auf einem Laufband klarkommt. Kann ich meinen Hund irgendwie vorbereiten?

Wie aus der Beschreibung des Testablaufs ersichtlich, sollte Ihr Hund in der Lage sein, 3 mal 5 min im lockeren Trab zu laufen. Außerdem muss er sich durch den Tierarzt anfassen und untersuchen lassen (einschließlich rektaler Temperaturmessung).

Sollte Ihr Hund unsicher oder ängstlich sein, oder sollten Sie vorher unverbindlich testen wollen, ob und wie Ihr Hund mit dem Laufband klarkommt, dann können Sie Kontakt zu unserem Physioteam aufnehmen und einen Laufbandtermin vereinbaren.

Welches Laufband nutzen Sie?

Wir verwenden das Unterwasserlaufband von Physiotec (siehe Fotos) – für den VDH Fitnesstest natürlich OHNE Wasser.

Mein Hund ist durch den Fitness- Test gefallen! Wie geht es weiter? Was kann ich tun?

Der laufbandgestütze VDH-Fitnesstest wurde zur Untersuchung brachycephaler Hunde auf das Brachycephale Obstruktive Atemwegssyndrom (BOAS) oder auch BAS Brachycephales Atemnotsyndrom entwickelt.

Er liefert Informationen über das Vorliegen der Erkrankung, die im Rahmen von therapeutischen Entscheidungen und Zuchtentscheidungen genutzt werden können.

Wenn Ihr Hund durch den Fitnesstest gefallen ist, bedeutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hund unter BOAS leidet und entsprechend behandelt werden sollte, um seine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Doch was ist BOAS?

BOAS fasst respiratorische Probleme der oberen Atemwege von Brachycephalen zusammen. Der verkürzte Schädel dieser Rassen verursacht eine Verengung der Nasengänge sowie des Nasenrachens. Die Kombination mehrerer verengter Strukturen (oft verengte Nasenlöcher, verengte Nasengänge, verlängerter weicher Gaumen, teils nicht normal ausgebildete Luftröhre) bewirkt beim Patienten eine übermäßige Anstrengung beim Atmen und führt zu einem negativen Druck beim Einatmen, wodurch das Weichgewebe der oberen Atemwege mit in den ohnehin engen Luftweg eingesaugt wird. Das führt wiederum zur Reizung und Entzündung des Gewebes, was die Atemwege weiter einengt… ein Teufelskreis.

Typische Symptome können lautes, teils verschleimtes Schnarchen im Wach- und Schlafzustand, Leistungsintoleranz, Kurzatmigkeit bis hin zur Zyanose (sichtbar als Blaufärbung der Zunge auf Grund von Sauerstoffmangel), Überhitzung und Kollaps sein. Für die Tiere ist dieser Zustand der ständigen Kurzatmigkeit sehr belastend.

Was kann man tun?

Wie oben erklärt, ist BOAS nicht „die eine“ Erkrankung. Jeder Patient muss individuell betrachtet werden, um die Problemstellen herauszufinden und die für ihn passende Therapie zu finden.

Zunächst gilt es deshalb, durch diagnostische bildgebende Verfahren zu ermitteln, welche Deformationen bei Ihrem Hund vorliegen.

Für eine vollständige Abklärung sind eine computertomografische Untersuchung der oberen Atemwege, eine endoskopische Untersuchung der Nasenhöhle und des Nasenrachenraums  und eine röntgenologische Untersuchung zur Beurteilung des Brustkorbs (Luftröhre, Lunge & Zwerchfell) durchzuführen.

Bei Hunden mit BOAS sind die konservativen (nicht-chirurgischen) Behandlungsmöglichkeiten leider sehr limitiert und beschränken sich zumeist auf ein adäquates Gewichtsmanagement, weshalb bei betroffenen Hunden meist chirurgisch vorgegangen werden muss.

Chirurgische Eingriffe zur Verbesserung des BOAS

Zunächst gilt es, durch diagnostische bildgebende Verfahren zu ermitteln, welche Deformationen bei Ihrem Hund vorliegen.

Für eine vollständige Abklärung sind eine computertomografische Untersuchung der oberen Atemwege, eine endoskopische Untersuchung der Nasenhöhle und des Nasenrachenraums , sowie eine röntgenologische Untersuchung zur Beurteilung des Brustkorbs (Luftröhre, Lunge & Zwerchfell) durchzuführen.

Sollte bei Ihrem Hund eine Verengung der Nasenlöcher vorliegen, kann dieses durch eine operative Verjüngung der verdickten Nasenflügel behoben werden. Man spricht hier von einer Nasenlocherweiterung oder auch von einer Nasenvorhoferweiterung.

Ein zu langes Gaumensegel kann ebenfalls mittels eines chirurgischen Eingriffes in Narkose gekürzt werden. Bei einigen Patienten muss zusätzlich überschüssiges Gewebe an den Stimmtaschen oder am Zungengrund entfernt werden.

Seltener, bei schwer erkrankten Patienten, können die Nasenmuscheln so stark deformiert sein, dass sie nur noch kleine Luftmengen hindurchlassen. In diesem Fall kann es Abhilfe schaffen, die unteren Nasenmuscheln mit einem Spezial-Laser zu reduzieren.  Dieses Verfahren wird als Laser assistierte Turbin Ektomie (LATE) bezeichnet. Nur wenige Tierkliniken bieten dieses Operationsverfahren an. Führend ist hier die tiermedizinischen Universität in Leipzig  mit einer eigenen HNO-Abteilung unter der Leitung von Prof. Dr. Oechtering.

Am schwersten betroffen sind Patienten mit einem Kehlkopfkollaps. In einem solchen Fall kann operative eine dauerhafte, einseitige Erweiterung des Kehlkopfes mittel eines „Zügels“ versucht werden. Die Prognose für eine Verbesserung des Zustandes des Patienten ist in diesen Fall allerdings bestenfalls als vorsichtig einzustufen.

Um die Erkrankung nicht an folgende Generationen zu vererben, ist der Patient von der Zucht unbedingt auszuschließen. Um dieses sicherzustellen, raten wir zu einer Kastration.

Ich habe noch Fragen – an wen kann ich mich wenden?

Ihr Ansprechpartner in unserer Kleintierklinik (auch für die Terminvergabe zum VDH-Fitnesstest) ist Herr Justus Sander.